Leider ist mir überhaupt kein passender Titel eingefallen.
Ich weiß auch eigentlich gar nicht genau wo und wie ich anfangen soll,
aber ich habe gerade das dringende Bedürfnis mir die Seele ein wenig frei zu schreiben.
Also fange ich einfach mal an.
Vorab, bei uns hier in Wuppetrtal ist fast alles im grünen Bereich.
Fast alle Tiere sind wohlauf und putzgesund.
Ich sage bewußt fast alle, weil uns leider eine unserer Katzen am 20.November,
es war Totensonntag, von einem Nachbarshund totgebissen wurde.
Wir waren alle geschockt und völlig fasungslos.
Einzig tröstlich dabei ist,falls man das über sagen kann ist,
dass sie nicht gelitten hat.
Peters Firma läuft zwar nicht so dolle, aber da beissen wir uns durch.
Dass mein Auto seit 2. Advent mit funktionsloser Bremse hier steht
ist auch eher nebensächlich.Auch daran wird bald bearbeitet.
Ich habe seit kurzem einen 400-Euronen-Job in einer Kantine.
Der Lohn ist zwar echt saumäßig unterirdisch (6,-€/Stunde),
aber es macht mir richtig Spaß und die Kollegen sind auch nett.
Aber nun zu meiner eigentlichen Seelenlast.Ich möchte euch nicht schocken,aber ich muß es los werden.
Dazu muß ich ein wenig weiter ausholen.
Meine Mutter in Berlin lebte jahrelang in einer Beziehung, die sich nach ca.22 Jahren
auseinander gelebt hatte. Die beide beschlossen nicht mehr in einem Haushalt zu wohnen.
Sie arbeiteten aber weiterhin gemeinsam in seiner kleinen Firma und waren Freunde, nur eben
kein Paar mehr.
Anfang 2009 hat er die Firma dann verkauft und war ab da Rentner.
Meine Mutter, die ja auch nur auf 400 Euro-Basis dort angestellt war, schlägt sich seitdem
mit sämtlichen Behörden rum, um von staatlicher Seite ein Minimum Unterstützung zu erhalten.
Sie selbst bekommt 375,00 € "Rente" und muß um jede zusätzliche Kröte kämpfen.
Rente ist geprahlt und auch nicht wirklich anerkannt, da sie ja da noch keine 65 war.
Ihr Sachbearbeiter beim Sozialamt, oder wie immer dieses Amt heute heißt, ist da nicht wirklich
eine Hilfe-ganz im Gegenteil. Er tut permanent so als ob man ihm persönlich in die Geldbörse greifen will.
Aber sie ist genau so eine Kämpfernatur wie ich und bekommt die Betriebskosten für ihre winzige Eigentumswohnung
bezahlt. Dieser Betrag liegt sogar noch unter den üblichen Kosten,die eine Mietwohnug verursacht.
Ganz anders ihr Freund.Er bekommt auch 375,00 Rente und das war es.
Seine Miete wird vom Amt nicht übernommen, da er ein Auto besitzt, das für das Amt noch zu wertvoll ist.
Wert ca. 10.000 €. Er soll nun das Auto verkaufen, damit er einen Anspruch auf Unterstützung hat.
Er darf sich von dem Erlös ein Auto bis max. 3.000 € kaufen, 2.800 € darf er für sich behalten und der
Restbetrag muß "verlebt" werden.Ich weiß nicht genau, welchen Betrag sie ihm monatlich als verleben
vorschreiben.Sprich wie lange das Geld reichen muß, damit er danach Unterstützung/Mietbeihilfe erhält.
Ich schreibe das hier bewußt in der Gegenwartsform, obwohl es seit heute völlig falsch ist.
Bitte nur weiterleser,wenn ihr es euch wirklich zutraut.Ich möchte euch nicht belasten.
Meine Mutter und ich wußten ja schon seit dem Sommer, dass das nicht das Leben war
was er im Alter führen wollte.
Heute hat er seine Ankündigung in die Tat umgesetzt und sich mit 70 Jahren das Leben genommen.
Denise, du wirst es vielleicht in den nächsten Tagen in der Zeitung lesen.
Er hat sich am Wannsee in der Nähe der Schiffsanlegestelle auf einer Aussichtsplattform
eine Kugel in den Kopf geschossen.Er war Sportschütze.
In gewisser Weise hat er sich dreifach abgesichert, damit es auch wirklich nicht schief gehen kann.
Er fiel von der Plattform ins Wasser und damit er wirklich ertrinkt falls der Schuß nicht richtig saß,
hatte er einen Rucksack mit seinen sämtlichen Gewichten,die er vom Tauchen noch hatte, auf dem Rücken.
Er wollte absolut auf Nummer sicher gehen.
Freundlicherweise hat er meiner Mutter heimlich einen Abschiedsbrief in den Briefkasten gelegt.
Sie hatte dann auch die Polizei informiert als sie den Brief fand und fast zeitgleich wurde Klaus gefunden.
Wir sind natürlich ziemlich geschockt, aber es traf uns ja nicht ganz unvorbereitet.
Er hat seine Entscheidung ganz für sich alleine getroffen und das ist soweit auch mehr oder weniger in Ordnung.
Es hätte niemand geschafft,ihn davon abzuhalten.Sein Plan stand fest.
Er hat entschieden wann, wo und wie er aus dem Leben geht.
Das einzige was uns nun beunruhigt, ist der Verbleib seiner Rotti-Hündin Ondra, 18 Monate.
In seiner Wohnung hingen Leine und Maulkorb,aber sie war nicht da.
Auch steht sein Auto vor der Tür,so dass er wohl mit S-Bahn gefahren sein muß.
Doch ohne Maulkorb hätte er schwer mit ihr S-Bahn fahren können. Sie ist nicht ganz einfach.
Wir schliessen aus, dass er sie einfach hat laufen lassen oder ins Tierheim gebracht hat.
An der Stelle, an der er gefunden wurde, deutet aber nichts auf einen Hund hin.
Entweder hat er sie zuerst erschossen und dann ins Wasser geworfen oder er hat
sie irgend jemandem aus dem Hundeverein in Obhut gegeben wovon meine Mutter nichts weiß.
Aber man kann doch schlecht bei verschiedenen Vereinskameraden anrufen und sagen:
"Du hör mal der Klaus hat sich umgebracht.Weißt du wer seinen Hund haben könnte?"
Dazu muß ich sagen, dass meine Mutter schon seit Jahren kaum Kontakt zum Verein hat,
weil die Leute mit ihrer offenen Art nicht klar kommen.
Bitte entschuldigt meine etwas saloppe Art wie ich das alles hier schreibe.
Ich bin irgendwie wie betäubt und doch fassungslos.
Und wir machen uns echt Sorgen um Ondra, die ja nun ihr Herrchen und damit ihre
Bezugsperson verloren hat.
Am Tod von Klaus ist ja nichts mehr zu ändern.
Danke fürs "zuhören"