Hallo Marion,
das ist eine echt gute Frage.
Ich gehöre auch zu der „vorsichtigen“ Kategorie.
Es liegt im Ermessen der Befindens und der Art der Verletzung der Tiere.
Ist es lediglich eine „Schürfwunde“ so reicht es völlig aus, die Wunde mit Wasserstoffperoxyd, Rivanol oder Kamillan mal zu spülen und an der Luft trocknen zu lassen. Ev. kleinen „Schmutzverband“ auf der Koppel. Dieses aber auch immer im Auge behalten, es kann immer zu Wundinfektionen kommen.
Größere, klaffende Wunden kann man ebenso selbstständig behandeln (Spülung, ev. Druckverband), jedoch steht hier die Art der Verletzung und immer das Befinden des Tieres im Vordergrund.
Es gibt sog. PAT-Werte welche man immer im Auge haben sollte, das wären:
PULS-ATMUNG-TEMPERATUR.
Puls: beim Pferd etwa 28-44 mal pro Minute in der Gesichtsarterie(am Unterkieferrand, dicht vor der Ganasche) oder an der Vorhand kurz hinterm Griffelbein, man kann auch an der Hinterhand, Huf Puls messen mit den Fingern, aber wird selten gemacht, da diese Pulspunkte zu weit ab vom Herzen liegen, man nimmt immer den Pulspunkt am dichtesten am Herzen liegend. Dieser ist am Kräftigsten zu erfühlen. Man zählt hier ca. 15 sec und multipliziert mit 4.
Temperatur: Fieberthermometer empfinde ich im Stall als MUSS im Sanikasten bzw.-schrank. Die Temperatur liegt im „Normalzustand“ bei 37,5-38,2°C. Alles deutlich darüber und darunter kann auf einen krankhaften Zustand hinweisen. Bei Pferden frisch vom Training kann kurzzeitig ein Körpertemperatur von 41° C auftreten.
Atmung: beim Pferd in Ruhe ca. 8-16 Atemzüge pro Minute, man beachte hierbei die Bewegung der Rippenmuskulatur, ob sich der Brustkorb hebt und senkt, dieses sollte gleichmäßig und ohne „Stopper“ erfolgen, wichtig ist auch, ob die Atemzüge kräftig und nicht flach sind, müssen nicht hörbar sein für das „normale“ Ohr. Man zählt hier die Brustkorbkontraktion 30 sec und multipliziert mit 2.
Man kann auch als Laie die Blutversorgung des Körpers testen. Diese nennt man KFZ. Kapillare-Füll-Zeit. Man testet dieses am Zahnfleisch oder an der Innenseite der Lippe, auf den Schleimhäuten. Man drückt mit dem Finger drauf, dann ist es weiß, dann zählt man bis zum „Wiederrosawerden“ 21, 22, 23, bis dahin sollte es wieder rosa sein, ist dieses nicht der Fall, und deutlich darüber so ab 26 kann schon ein Kreislaufproblem vorliegen, hier auch immer den TA rufen. Die Schleimhäute sollen rosa ausschauen, gelbliche, bläuliche, weiße oder gar rote Schleimhaut geben immer ein Anzeichen auf eine Erkrankung bzw. schlechten Geundheitszustand des Tieres.
Marion, Deine Angst ist vollkommen berechtigt.
Bei dem Verdacht auf Kolik finde ich Eigenmacht extrem unverantwortlich, auch wenn Leute denken sie können Medikamente spritzen. Bei allein schon dem Verdacht auf Kolik sofort den TA rufen. Das Pferd eindecken, nicht fressen lassen und führen.
Oft es kann für uns zu spät sein und noch schlimmer, wenn die Leute versuchen dieses selbst zu behandeln. Ihr glaubt gar nicht, wie hart es ist ein Pferd zu operieren mit Darmverschlingung etc. Das ist ein echter Knochenjob, wenn man teilweise bis zu 3-4 Stunden knapp 12 m Darm halten soll!!!! Und dann soll man noch versuchen das Pferd lebend aus dem OP zu bekommen. Pferde sind äußerst Narkose- und Kreislaufempfindliche Tiere. Das ist echt hart. Auch mir kommen dabei ab und an die Tränen, obwohl es für mich Routine ist. Man kennt sich eben.
Bei Blutergüssen kann man, sog. Zugsalbe, Sportgel oder Teerpaste gut verwenden. Aber auch hier immer gut beobachten.
Bei Augenwunden, Infektionen niemals mit kamile oder anderen Sachen beigehen. Immer lauwarmes Wasser und wenn möglich einen keimarmen Waschlappen oder Tuch dazu verwenden.
Es ist eben daran zu beobachten, wie es dem Tier geht, Fieber, Anteilnahmslos, Inappetenz, Schlagen, zum Bauch schauen, Durchfall. Man kennt sein Pferd eben und weiß, wann es ihm nicht gut geht.
Ich kann ja, wer mag, mal aufstellen, was bei den häufigsten Verletzungen als 1. Hilfe zu tun ist.
Übrigens sind diese 1. Hilfe Tipps auch auf Hund und Katze anwendbar.
Ich hoffe sie helfen Euch