Hy,
ich möchte Euch gerne mal den Ablauf einer Distanz schildern, damit Ihr Euch mal ein
ungefähres Bild davon machen könnt.
Die Distanfahrten die ich gemacht habe, waren alle mehr oder weniger weiter weg. Das weiteste war kurz vor Berlin, wo wir auch schon einen Tag vorher angereist sind und im Auto geschlafen haben.
Die ganzen Vorbereitungen laufen schon einen Tag vor der Abfahrt. Der Pferdeanhänger wurde mit dem Gig beladen, mit Heu, Wasserkanister und Futter. In den Kofferraum kamen dann die Sitzbank vom Gig, eine Maurerwanne voll mit dem Geschirr und Ersatzteile, diverse Decken ( mehrere Abschwitzdecken, Regendecke ect. ), Putzzeug, mehrere Eimer und Plastikschalen zum tränken, füttern oder abwaschen, Elektrostangen und Litze, Batterie ( obwohl die bei Francesco gar nicht benötigt wurde, er blieb auch so drin im Paddock ). Dann eben Bettzeug, Deine eigenen Klamotten, Essen und Getränke.
Ich hatte Francesco dann immer eine Decke am Abend vorher draufgelegt, auch wenn er auf Weide ging. Die blieb auch während des Transports drauf. Klingt zwar blöd, im Sommer über Nacht eine leichte Decke drauf, hat aber auch seinen Sinn, nämlich die Muskeln warm halten.
Und Nachts kann es auch im Sommer empfindlich kalt werden.
Auto und Anhänger sind also beladen.
Am nächsten Morgen um 4 Uhr in den Stall. Pferd von der Weide geholt, rein in den Stall und in Ruhe gefüttert. Dann ging es los zum Turnierplatz.
Das erste wa sman macht wenn man dort ankommt, ist die Meldestelle aufsuchen und die Startnr abholen und die Vet-Karte und schauen wann man starten muss. Dann bekommt man noch eine Streckenkarte. Zwar sind meistens die Wege gekennzeichnet, aber meine Freundin und Trainerin riet mir immer nach der Karte zu fahren, da es Leute gibt, die sich einen Scherz daraus machen Schilder in andere Richtungen zu drehen.
Dann geht es wieder zum Anhänger. Paddock aufbauen. Pferd abladen, erst mal in Paddock lassen, das er evtl. noch mal pinkeln muss und ab zum Vet-Check. Nicht vergessen den Pferdepass mitzubringen
Der Doc misst dann erst mal den Puls,Atmung, schaut sich das Pferd an, tastet es ab und dann einmal im Schritt an der Hand wegführen und im Trab zurück zum Doc. Alle Werte werden in der Checkkarte eingetragen. Ist alles in Ordnung bekommt man eine Startfreigabe. Verliert man die Checkkarte, wird man disqualifiziert.
Da noch etwas Zeit ist, zurück zum Paddock und Pferd in Ruhe fressen lassen. Dann wird in der Zeit alles vorbereitet. Gig zusammen gebaut, Geschirr zurecht gelegt, Gig mit dem nötigsten beladen, Decke, Striegel, Ersatzstricke, Hufkratzer, kleiner Eimer.
Dann geht es los. Pferd wir angespannt und man fährt es dann erst mal im Schritt etwas war. Immer die Uhr im Auge, die Streckenkarte festgemacht am Gig, immer die Leute im Auge die sagen das man losfahren kann.
Dann geht es los. Ich bin immer im flotten Schritt losgefahren und wenn der Boden besser war, dann weiter im leichten Trab. Nach 15 km ( ich hatte einen Tacho am Gig ) kommt oft eine angekündigte Vet-Kontrolle. Bei einer angekündigten Kontrolle darf der Puls vom Pferd nicht höher als 64 Schläge / Minute haben. Ist er höher, muss man warten bis der Puls runter ist.
Ist nach 20 Min immer noch keine Besserung eingetreten, gilt das Pferd als überfordert und wird disqualifiziert.
Oftmals kommt nach einigen weiteren km eine weitere nicht angekündigte Vet-Kontrolle. Plötzlich kann sie hinter einer Weggabelung da sein
Hier darf der Puls des Pferdes nicht höher als 72 Schläge / Min haben. Ansonsten heisst es wieder warten. Kommt das Pferd nicht runter - disqualifiziert.
Dann gehts weiter bis zum Ziel. Zieleinfahrt steht gleich wieder ein TA und misst den Puls. Jeder Check wird in die Checkkarte eingetragen.
Dann schirrt man sein Pferd aus, wäscht es ab, bloss nicht zu kalt, sonst sschnellt der Puls wieder hoch, schaut zu das das Pferd pullert ( Francesco hielt immer auf, steigt auch der Puls ) und nach 20 min wieder zum TA. Checkkarte nicht vergessen.
Wieder wird Puls gemessen und er muss bei 64 oder darunter sein. Ist er es nicht - disqualifiziert.
Nun ist erst mal für 2 Std. Ruhe angesagt. Das Pferd wird gefüttert, getränkt, kann grasen ( meist findet alles auf einer grossen Wiese statt ) und man kann jetzt selbt bischen was essen und plaudern gehen.
Aber die zeit vergeht so schnell. Schon muss man wieder das Pferd putzen und chic machen für die Abschlussuntersuchung. Wieder zum TA mit grosser Kontrolle : Puls ( nicht höher als 64 ), Atmung, Beine und Körper ( darf keine Schwellungen haben, sonst ist man raus ) und zum Schluss wieder vortraben. Ist keine Lahmheit vorhanden, Puls unten und Pferd macht einen guten Gesamteindruck kann man sich auf die Siegerehrung freuen
Mit Franscesco Gabriel bin ich gefahren :
- 1998 :
- 25 km Distanz in Grossmoor bei Celle - Disqualifiziert ( 20 min. nach Zieleinlauf kam der Puls nicht runter, weil er mal Pippi musste und aufhielt. )
- 1999 :
- 39 km Distanz in Stuhr - 3 Platz
- 30 km Distanz in Grossmorr bei Celle genannt, nach 15 km ein schwerer Unfall weil die Schweissnaht an der Schere brach. Fahrt endete in der Pferde-Klinik. Sah für das Pferd nicht gut aus.
Aber Dank meines TA und einer Physiotherapeutin für Pferde ging es im nächsten Jahr weiter, womit niemand gerechnet hatte, ich erst recht nicht.
2000 :
- 30 km Distanz in Bülstringen - 2 Platz, obwohl nach 20 km wieder eine Schweissnaht brach, ich aber es sofort sah und trotzdem das Pferd und mich heil ins Ziel brachte.
- 43 km Distanz Rund um den Deiselberg - 4. Platz
- 30 km Distanzfahrt Peiner Land in Edemissen - 4.Platz
- 47 km Bonanza-Ranch-Ritt / Fahrt - 3. Platz
- 50 km Göttinger Distanzfahrt- 6. Platz
- 30 km Distanz in Harbarnsen - 1. Platz
- 60 km Distanz in Adelheidsdorf - 2 Platz
Urkunde vom VDD für den 5 Platz im Norddeutschen Championat der Distanzfahrer.
Eines meiner schönsten Erlebnisse mit meinem Pferd waren wirklich die Zeiten von 1998 bis 2000. Dank meiner damaligen Trainerin und Freundin, die selbst erfolgreich Distanzen fuhr, die mich dazu ermutigt hatte, viel gezeigt, gelehrt hat und mir alles zeigte was wichtig ist.
Danke Britta