Horses are like potato chips: you can’t have just one…
Am 26. Juni 2009 war der Doc bei Chady und meinte, der Sehne gehe es gut - aber bei der Arthrose im Vorderfusswurzelgelenk und der dadurch bedingten Gefahr des Stolperns / Hinfallens sollte ich mir mal langsam darüber Gedanken machen, Madame als Reitpferd in Rente zu schicken.
Eigentlich habe ich in den letzten ca. 2 Jahren schon mehr Krankengymnastik als Dressurarbeit mit meiner Arabärin gemacht, aber ich brauchte wahrscheinlich mal einen „Klartextspruch“, damit es mir wirklich bewusst bzw. damit meine Sichtweise zurechtgerückt wurde:
ich war oft gefrustet, wenn Chady wieder mal einen schlechten Tag hatte und reiterlich wenig klappte - weil ich halt von einem Reitpferd ausgegangen bin. Inzwischen habe ich akzeptiert, eine „Unruheständlerin“ zu haben und es zählt für mich „nur“ noch, dass sie sich schmerzfrei bewegen kann. Wenn sie dann an guten Tagen sogar reitbar ist oder völlig klar läuft (was in letzter Zeit richtig oft vorkommt !) - dann bin ich einfach nur happy. Sie im Übrigen auch: ich hatte lange Zeit Probleme beim Einfangen – jetzt kommt Chady ohne „Bestechungsfutter“ auf mich zu…. Mea Culpa, hab’s kapiert !!
Mir spukte schon seit Jahren der Gedanke eines eigenen kleinen Quarters im Kopf rum - irgendwann mal, wenn Chady nicht mehr so kann. An besagtem 26. Juni saß ich abends sehr nachdenklich vorm PC und habe etwas halbherzig in Onlinepferdebörsen gestöbert. Tag X (=wenn Chady mal nicht mehr so kann) war nun gekommen - was nun ?! Dass ich einen Quarter WILL war relativ klar - aber KANN ich das auch ??? Finanziell ? Zeitlich ? Vom Pferdeverstand her ? Denn dass es „was Kleines“ sein soll, das ich selber ausbilde gehört mit zum Traum.
Die Idee kam hauptsächlich durch meine beste Freundin: T. besitzt inzwischen neben ihrem Arabärem zwei QH. Nr. 1 hat sie als Hengstjährling gekauft (bzw. gegen die -Impressive gezogene- Zuchtstute der Schwiegermutter eingetauscht). Sie hat durch die Suche nach einem Aufzuchtplatz in einer Jungspundherde Hobbyzüchter kennengelernt, mit denen sie inzwischen gut befreundet ist und deren gut ausgebildete Hengste sie reiten darf.
Mit diesen Hengsten (zuerst mit dem Papa meines Stütchens, um mal vorzugreifen) darf sie an Kursen bzw. Turnieren teilnehmen und ich war dabei meistens „Zaungast“ / TT.
T. hatte sich bei den Züchtern in ein dunkelbraunes Stütchen verguckt, die leider wegen ihrer Topabstammung absolut nicht in ihr Budget passte. Beauty wurde an eine gut betuchte Englischreiterin verkauft, die „mal western testen“ wollte. Wie wir inzwischen über Umwege erfahren haben hat die Dame Beauty ein Gebiss in die Schnute gesteckt, ihr mit Dreieckern die Nase an die Brust getackert und versucht zu longieren - mit dem Erfolg, dass Beau sich vor Panik überschlagen hat. Das ist wohl mehrfach passiert - jedenfalls bekamen die Züchter irgendwann den Anruf, dieses „durchgeknallte, nicht auszubildende Tier“ schnellstmöglich zurückzunehmen, auch weit unter dem damaligen Kaufpreis.
D. (Züchterin) war reichlich irritiert, hat aber schnell geschaltet und T. angerufen. Da Beau wirklich sehr weit unter Preis abgegeben wurde und T. das Geld gerade in dem Moment zufällig flüssig hatte (Schicksal ?!) ist sie sofort losgefahren und hat ihr Traumpferd abgeholt. Weil Beau völlig durch den Wind war kam sie erst mal ein paar Monate zurück zu D. in die bekannte Umgebung, um den Kopf wieder frei zu bekommen.
Letztendlich musste Beauty „nur“ wieder eingerenkt werden, um „ausbildungsfähig“ zu sein. Das hat T. nach einem zum Glück glimpflich ausgegangenem Überschlag samt Pferd herausgefunden.
Warum ich soviel von Beauty erzähle: ich fand sie auch vom ersten Tag an todchic und mir schwebte als mein zukünftiges Traumpferdchen „Beauty 2“ vor.
Vor zwei Jahren suchte eine andere Freundin eine kleine Quarterstute und natürlich haben T. und ich sie mit zu besagten Züchtern geschleppt. Da stand die 1,5jährige Candy zum Verkauf - die braune Vollschwester von Beauty. Einziger Haken, aber gleichzeitig auch der Grund, warum sie finanzierbar war: die Kleine hat einen Nabelbruch, der aber nicht beim Geburtsvorgang entstanden ist sondern erst Monate später beim Toben auf der Weide. B. hatte Candy schon fast gekauft - und sich in allerletzter Sekunde doch noch für eine ein Jahr ältere Stute aus dem Internet entschieden. Ich habe die Entscheidung damals nicht verstanden, ich habe sabbernd vor Candy gestanden…
Vor einem Jahr war ich mit T. wieder mal auf dem Rückweg von einem Turnier und wir haben einen Abstecher zu den Züchtern zum Babies gucken gemacht. Wegen des Turniers hatte ich meine Cam dabei und wurde von der damaligen Mieterin der Züchter gebeten, ein paar schöne Bilder von Candy zu machen, weil sie diese kaufen wollte. Wieder stand ich vor dem Pferd und dachte „was für ein hübsches Mädel“. Der Kauf hat sich dann aber auch zerschlagen - die Interessentin hat sich vom Freund getrennt und dann war ein Pferd finanziell nicht mehr drin.
Anfang Juli 2009 hatte ich mich nun dazu durchgerungen, „so richtig ernst“ nach einem Zweitpferd zu suchen. Meine Wunschvorstellung war eine möglichst (dunkel)braune Stute, AQHA-Papiere, ca. 3 Jahre alt, finanzierbar und gleichzeitig bitte so gut wie roh, damit ich alles selber machen kann. So ein Pferd gibt es selbstverständlich nicht - dachte ich…
Natürlich wollte ich bei D. gucken gehen, hatte aber angenommen, deren QH-Nachwuchs würde mein Budget sprengen. An die inzwischen 3,5jährige Candy habe ich keinen Gedanken verschwendet - denn „die kann ich mir eh nicht leisten“.
T. sagte mir, es stünden nur Jährlinge oder eben Candy zum Verkauf. 2jährige gäbe es nicht, da die Mamas mal ein Jahr ausgesetzt hätten, sind ja schließlich keine „Gebärmaschinen“. „Dann macht es ja keinen Sinn, da mal vorbei zu fahren“ dachte ich, bis T. mir die erfragte Preisvorstellung für Candy nannte. „Freundschaftspreis“ ist da noch untertrieben.
Das ist ja finanzierbar ! Wenn man die Kosten für die Nabelbruch-OP einrechnet hätte ich mein Budget zwar leicht überschritten - aber es klang machbar.
Ich habe die letztes Jahr gemachten Fotos hervorgekramt und laaaange davorgesessen….
Voller Spannung bin ich mit T. und der neugierigen B. am 18. Juli zum „Candytermin“ gefahren - und habe auf der Weide Muffensausen bekommen: ich habe die Kleine angesehen und mich zig mal gefragt, ob dieses chice Tier wirklich MEIN Tier ist ?! Passen wir zusammen ? Kann ich das ? Oh mein Gott, was tue ich eigentlich hier ??!
Als ich grübelnd von der Wiese kam bin ich U., D.s Mann in die Arme gelaufen. Der nannte mir doch glatt knochentrocken einen um noch mal 500 EUR niedrigeren Preis ! Es hat mich viel Selbstbeherrschung gekostet, ihm nicht sofort jubelnd und zusagend um den Hals zu fallen - aber ich war brav und bin nach Hause gefahren, habe mit meinem Mann gesprochen, zwei Nächte (mehr oder weniger) darüber geschlafen - und habe am 20. Juli telefonisch zugesagt, Candy zu kaufen !!
D. und U. haben ein kleines Pferdeparadies: die Hottas leben ganzjährig auf der Weide und wachsen bis auf notwendige TA/Schmiedetermine völlig roh und ohne jegliches „Betüddeln“ auf. Ich finde es immer wieder toll, dort in die Herde zu gehen: Alles stürzt sich sofort interessiert auf das „neue Spielzeug“. Auch die Hengste stehen entweder in ihrer Familie (also mit Stute und Fohlen zusammen) oder alleine direkt neben den Stuten – jeder soweit wie möglich von den anderen Männern entfernt, klappt vorzüglich. Auch auf Kursen/Turnieren kann man die ausgelasteten Herren problemlos neben Stuten reiten.
Der „Nachteil“ an der Haltung ist, dass Candy mit ihren 3,5 Jahren noch nie den Hof verlassen hat und auch das „Fohlen ABC“ eher vom Hörensagen kennt - an ein „mal eben verladen und zu mir an den Stall fahren“ war daher nicht zu denken.
Sie ist eben ein bezahlbares, braunes, 3,5jähriges, rohes QH-Stütchen mit allerbesten AQHA-Papieren - ein wahr gewordener Traum !
Deshalb habe ich meine kleine Maus an mehreren Wochenenden besucht und im Round Pen gearbeitet und Führtraining mit ihr gemacht. Anfangs hatte ich ein nervös hüpfendes Etwas neben mir und dann - nach einem „Gänsehaut-Join-Up“ - fing sie an, sich vor jeder vermeintlichen Gefahr hinter meinen breiten (?!) Schultern zu verstecken. Ein unbeschreibliches Gefühl !!!
Am 29. August sollte endlich der große Tag sein: T. wollte Candy mit ihrem Fautras (mE die besten Anhänger der Welt !) zu mir bringen.
Zwei Tage vorher haben wir telefoniert: der Hänger muss leider in die Werkstatt, ein Rad hing immer fest und deshalb hat die Bremse überhitzt und muss komplett erneuert werden, Ersatzteile müssen bestellt werden… - Panik ! Ihr Schrauber meinte aber, er könne den Hänger provisorisch (aber sicher !) für eine Fahrt fertig machen. Zum Glück hat es geklappt und sie konnte den Fautras Freitags abholen.
Samstagmorgen (29.8.) fuhren wir zum Stall (da „wohnt“ der Anhänger): obwohl mehrere Parkplätze frei waren parkte doch glatt ein Auto mitten vor dem Fautras ! Es gehörte der Mutter einer Reitschülerin - und die Dame war irgendwo im Wald unterwegs… Das darf doch wohl nicht wahr sein ! „Mama lässt oft den Schlüssel stecken, schaut mal“ meinte das Töchterlein. Nun, der Schlüssel steckte zwar nicht, aber das Auto war auf. Ich hatte erst Bedenken, aber T.s Stallbesitzer hat sich resolut ins Auto gesetzt, die Handbremse gelöst und ich habe das Auto dann mit der dank genug Wut im Bauch irgendwie vorhandenen Kraft rückwärts weggeschoben.
Wir haben den Anhänger angekoppelt und kamen leicht verspätet bei D. und U. an. Erst mal haben wir uns lange unterhalten und deren „Neuzugang“ bewundert: eine 5-Wochen alte Jack-Russel-Dame (die natürlich noch bei der aus der Nachbarschaft kommenden Mama wohnt). Erst als es ans Ausfüllen des Kaufvertrags ging habe ich den Winzling wieder aus meinen Armen gelassen (D. wollte sich nicht auf ein „zahl ein Tier - nimm zwei“ einlassen, verstehe ich gar nicht…).
Um 12:40 Uhr war es dann soweit: RC Docs Candy gehört mir !!!
Ihre Abstammung findet man unter http://www.allbreedpedigree.com/RC+Docs+Candy , beide Eltern gehören U.+D.
T. und ich sind auf die Wiese gegangen, um Candy und Lena zu holen. U. und D. waren nämlich so nett, uns für Candys erste Autofahrt eine erfahrene, ruhige „Gouvernante“ mitzugeben.
Das Holen erwies sich als schwierig: seit ein paar Tagen stand ein im Mai gelegter „Nichtmehrmann“ mit in der Herde und hat doch glatt seine Mädels verteidigt: er kam mit angelegten Ohren und gebleckten Zähnen auf mich zu - und musste schnell feststellen, dass ein Strick auf der Nase nicht zu den angenehmsten Erfahrungen gehört… Selber Schuld !
Es war totales Aprilwetter, erst strahlender Sonnenschein und natürlich gerade als wir auf der Wiese waren „strömender Sonnenschein“. Deshalb haben wir Candy kurz in der Box „zwischengelagert“ und erst als es wieder trocken war verladen: die Kleine war zwar sehr skeptisch, aber mit Lena im Rücken neugierig genug um einzusteigen. In weniger als 10 Minuten standen beide Pferde auf dem Anhänger. Erwähnte ich schon, dass ich den Fautras liebe ?! Ich habe noch kein Pferd erlebt, das da nicht einsteigt. Candy ließ sich sogar problemlos auf dem Hänger drehen.
Während der Fahrt war hinten auch alles ruhig. Bei mir am Stall angekommen haben wir beide Pferde erst mal auf den Reitplatz geschmissen, Candy war doch sehr verschwitzt. Beide haben sich genüsslich gewälzt, Lena sofort und Candy, nachdem sie das merkwürdige gelbe Zeug (sie kannte ja noch keinen Sand !) ausgiebig beschnuppert hat.
Wir Zweibeiner haben einen Begrüßungssekt getrunken und den Mädels beim Hälmchen vom Rand zupfen zugesehen. B. hat Fotos gemacht – zum Glück, ich hatte gar keine Cam mit, wäre eh alles verwackelt gewesen (so hibbelig wie ich war).
....to be continued !!