Ich vertrete auch die Meinung, dass im Allgemeinen Hengste, mit denen nicht gezüchtet wird, lieber kastriert werden sollten. Weil es deutlich schwieriger und in vielen Ställen sogar gar nicht möglich ist, einen Hengst artgerecht zu halten.
Wann kastrieren?
Pferde werden im Alter zwischen einem und zwei Jahren geschelchtsreif. Das ist wie bei uns Menschen individuell verschieden, der eine ist früh- und der andere spätreif.
Wenn der junge Hengst also weiterhin in einer gemischten Herde stehen soll, sollte man ihn kastrieren lassen, bevor er seine Geschlechtsreife erreicht und möglicherweise eine der Stuten deckt.
Es ist jedoch auch möglich ältere Tiere noch legen zu lassen:
Mein Bruder und ich hatten als Kinder einen Shetlandponyhengst, der ziemlich hengstig war, biss und stieg.
(Also eigentlich alles andere als ein Kinderpony, aber darum geht es hier ja nicht.)
Als wir ihn 12-jährig verkauft haben, ist er kastriert worden. Er hat den Eingriff gut überstanden und ist danach deutlich ruhiger geworden.
Sicherlich ist ein Teil des Hengstverhaltens erlernt und ändert sich nicht mehr, aber es macht sich trotzdem bemerkbar, wenn die Hormone nicht mehr verrückt spielen.
Wie kastrieren?
Wenn man sich nun entschließt, seinen Hengst legen zu lassen, muss man sich entscheiden, wie das geschehen soll:
Methode 1: Kastration in Kurznarkose im eigenen Stall
Bei dieser Methode wird das Pferd nach Sedierung mittels intravenöser Kurznarkose in der Box oder auf der Weide abgelegt. Das Operationsfeld wird soweit wie möglich, desinfiziert und die Kastration unter Öffenen der Bauchhöle und Abbinden des Samenstranges durchgeführt. Die Wunde wird anschließend nicht vernäht, sondern bleibt offen, deshalb besteht ein hohes Infektionsrisiko und die Möglichkeit eines Darmvorfalls, außerdem kann es zu Ausbildung einer Samenstrangfistel kommen. Ein weiteres Risiko stellen Blutungen dar, da bei dieser Methode Gefäße unter Umständen nicht ausreichend abgebunden werden. Das alles kann im Härtefall sogar zum Tod des Pferdes führen, macht aber zumindestens eine Notoperation unter Vollnarkose nötig.
Das Narkoserisko ist relativ gering abgesehen davon,daß nicht in allen Fällen eine ausreichende Narkosetiefe für einen reibungslosen Eingriff ermöglicht wird.
Methode 2: Kastration in Vollnarkose in der Klinik
Die Operation findet in Vollnarkose, meist Gasnarkose, unter sterilen Bedingungen im Operationsraum statt. Im Gegenssatz zur ersten Methode wird die Operationswunde verschlossen. Das Nahtmaterial muß meist nicht entfernt werden, sondern löst sich von selbst auf und die Pferde können nach 3 Tagen Ruhe wieder geritten werden.
Bei dieser Methode sind die oben genannten Operationsrisiken wesentlich geringer, auch Wundschwellungen gibt es nur selten.
Das Narkoserisiko ist gegenüber der Kurznarkose nur unwesentlich größer, während das Risiko sich beim Aufstehen zu verletzen in der Aufwachbox reduziert ist.
Diese Methode ist aufgrund des Klinikaufenthaltes zwar teurer, aber sicherer für den Operateur und den Patienten.
Die Wahrscheinlichkeit des Eintritts von Komplikationen und das Risiko eines tödlicher Herz- oder Atemstillstandes in der Narkose nehmen mit dem Alter des Pferdes zu. Hinzu kommt, dass Hengste über 6 Jahren bereits an ihren Hormonspiegel gewöhnt sind und es nach der Kastration evtl. zu Hormonmangelerscheinungen kommen kann.
Die Kastration im Stehen wird mittlerweile laut Tierarzt nur noch selten praktiziert.
Wir haben unser Pony vorsichtshalber unter sterilen Bedingungen in der Tierklinik kastrieren lassen.
Werden Wallache größer als Hengste?
Die Beobachtung, dass frühes Legen die Pferde größer und spätes Kastrieren sie massiger/hengstiger werden lässt, liegt darin begründet, dass sich die Wachstumsfugen bei einem Wallach später schließen und ein Hengst ein ausgeprägteres Muskelkorsett aufbaut. Was unter anderem mit dem Hormonhaushalt zusammenhängt.