Sorry, da kann die Forenketzerin natürlich die Füße nicht stillhalten. Das ist aber keinesfalls persönlich gemeint.
Warum ein Reithalfter?
Ein Reithalfter soll Druck ausüben, wenn das Pferd sich zu entziehen versucht.
Wäre es nicht interessanter, zu fragen, wieso das Pferd versucht, sich den Hilfen zu entziehen?
Außerdem soll es das Gebiss im Maul stabilisieren und ein Verkanten verhindern.
Das war sicherlich bis in die 50er/60er Jahre ein Argument, die meisten Pferde liefen mit einfach gebrocher Wassertense, die damals noch auch Eisen gefertigt war. Durch Korrosion und Abnutzung konnten Unebenheiten entstehen, die ein Verkanten begünstigten. Westernreiter mit sweet Iron-Gebissen wissen das und achten im Idealfall auch darauf. Mir ist allerdings kein einziger Fall bekannt, wo das Gebiss nicht durch Reinigung bzw. etwas Schmirgelpapier wieder gängig gemacht werden konnte.
Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Gebißformen, bei denen rein physikalisch ein Verkanten nicht mehr möglich ist.
Abgesehen davon- wie muß ein Reiter einwirken, damit das Gebiss verkantet?
Ebenso ist eine physikalische Stabilisierung natürlich gegeben, wenn ich etwas an seinem Platz (durch Immobilisation des Maules) fixiere. Ein Pferd, das zufrieden an einer fühlenden Hand geht, wird diese Art von Stabilisierung nicht brauchen.
Eine seitliche Stabilisierung, die einige Pferde durchaus schätzen, wird ohne Verschnürung des Kopfes beispielsweise mit einer Knebeltrense erreicht.(Die übrigens trotz ihres martialischen Namens keinesfalls schärfer ist als ein baugleiches Gebiss mit einfachen Trensenringen.)
Man kann natürlich alles zuknallen, das hat aber nichts mehr mit der korrekten Nutzung zu tun!
Ist aber leider die Regel.
Ein richtig verschnalltes Reithalfter behindert die Atmung nicht, sondern kann Reiter und Pferd helfen.
Ein einfacher Test: Legt mal eure Finger (ohne Druck) rechts und links eures Nasenbeins, genau da, wo der knöcherne Teil in den Knorpel übergeht. Selbst das behindert die Atmung- ich jedenfalls würde so nicht joggen gehen wollen.
Auf die einzelnen RH-Formen möchte ich nicht eingehen. Nur soviel:
Mexikanisches RH:
Diese Ringe liegen bei richtiger Verschnallung auf Akupressurpunkten.
Die Wirkung gehört ebenso in den Bereich „Legenden“ wie die Wirkung auf Akupressurpunkte beim Parelli-Knotenhalfter. Zum Glück!!!
Wer etwas von Akupressur versteht, wird wissen, wieso.
Sobald das Pferd anfängt zu sperren, zieht sich das Reithalfter zusammen und übt punktuell starken Druck auf den Nasenrücken aus, dadurch gewinnt es eine beizäumende Wirkung. Auf eine "Beizäumung", die auf diese Art erreicht wird, verzichte zumindest ich gerne.
Versteh mich bitte nicht falsch:
Es mag einige wenige Fälle geben, in denen ein wie auch immer geartetes RH (möglichst aber nicht als Dauerlösung) durchaus angebracht ist. Es aber standardmäßig vorzuschreiben, wie die FN es tut, ist mehr als schwachsinnig. Die meisten Pferde laufen “ohne” ebenso gut, wenn nicht besser.
In den meisten Fällen dient das RH tatsächlich, wie Pocavistaranch im anderen Thread auch schon anmerkte, hauptsächlich dazu, eine harte Hand und andere Reiterfehler durch Zuschnüren des Maules zu vertuschen.
Auch für Turnierreiter dürfte es testweise interessant sein, im Training ab und zu ohne zu reiten. Rein zur Kontrolle.
Lg, crinblanc